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Die Müngstener Brücke

Seit über 120 Jahre ein Superlativ

Schon in wenigen Jahren soll es soweit sein und Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke könnte zu jenen weltweit gerühmten Bauwerken gehören, die als UNESCO-Weltkulturerbe einen besonderen Status haben. Die Solinger verbindet mit der Müngstener Brücke, die im weiten Bogen das Tal der Wupper überspannt, eine lange gemeinsame Geschichte – und eine ebenso verheißungsvolle Zukunft.

Im März 1897 wurde wahr, was viele Zeitgenossen damals für unmöglich hielten: In rund hundert Metern über der Wupper wurden die beiden aufeinander zugebauten Bogenhälften zu Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke miteinander verbunden. Der Legende nach befindet sich unter den 950.000 Nieten, die die Stahlkonstruktion zusammenhalten, auch einer aus Gold. Die Geschichte bekam noch einmal Aufwind, als vor wenigen Jahren in den Archiven des mit dem Bau beauftragten Unternehmens MAN eine undatierte, handgeschriebene Notiz auftauchte. Vermutlich wird die Wahrheit nie ans Licht kommen, denn das unbegleitete Betreten der Brücke ist selbstverständlich streng untersagt.

Eiserner Regenbogen

Nur in seltenen Ausnahmefällen wie der Feier zum 120jährigen Bestehen im vergangenen Jahr kann man das Bauwerk im Rahmen von Führungen begehen. Ein bisschen grenzt es eh an ein Wunder, dass die Brücke seit über 120 Jahren über dem Tal der Wupper den Weg zwischen Solingen und Remscheid verkürzt. Denn, während sie durch einen alliierten Luftangriff nur leicht beschädigt wurde, waren fanatische Nationalsozialisten in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges fest entschlossen, sie befehlsgemäß zu sprengen, und konnten nur durch den mutigen Einsatz von Solinger Bürgern davon abgehalten werden.

Transnationale Bewerbung als UNESCO-Weltkulturerbe

Wie ein eiserner Regenbogen spannt sich die Müngstener Brücke übers Tal zwischen Solingen-Schaberg und Remscheid-Güldenwerth. Diagonale, vertikale und horizontale Eisenteile verbinden sich zu einem ebenso monströsen wie feingliedrigen Gebilde. Über die Müngstener Brücke heißt es immer, sie sei ein Bauwerk, das Technikgeschichte schrieb und als Ikone des Industriezeitalters international Bedeutung erlangte. Auf jeden Fall ist sie eine der ganz wenigen Großbrücken Deutschlands, die noch weitgehend im Originalzustand erhalten sind. Dies ist einer der Gründe, warum die heutige Eigentümerin, die DB Netz AG, sich entschlossen hat, weitere Investitionen von 50 Millionen Euro in den Erhalt des Unikats zu stecken.

Eine universelle Bedeutung erlangt die Müngstener Brücke, die seit 1985 unter Denkmalschutz steht, im Zusammenspiel mit fünf fast zeitgleich gebauten Brücken in Italien, Frankreich und Portugal. In enger Kooperation mit den Nachbargemeinden der „Schwester“-Brücken arbeitet man in Solingen, Remscheid und Wuppertal nun an einer gemeinsamen Bewerbung um den begehrten UNESCO-Titel.
Bereits 2012 erfolgte die Einstufung der Müngstener Brücke als „Denkmal nationaler Bedeutung“. Nun will man sich gemeinsam auf den Weg machen unter dem Dach einer „seriellen transnationalen Bewerbung“ – zusammen mit den Brücken Ponte Maria Pia und Ponte Dom Luis I. in Portugal, dem Garabit-Viadukt in Frankreich sowie der Ponte San Michele in Italien.

Während eines Fachkongresses im November 2017 mit Vertretern der Gemeinden aus Porto (Portugal), Ruyes en Margaride (Frankreich) sowie Paderno d`Adda und Calusco d`Adda (Italien) sagte Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach voller Tatendrang: „Es brauchte damals Wagemut, dieses Bauwerk zu vollenden, und es braucht auch heute von uns allen Pioniergeist, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen. Aber diese erste Zusammenkunft und unsere Gespräche waren sehr ermutigend. Wir alle verstehen uns als Brückenbauer.“

Gemeinsam handeln

Zugegeben, der Weg bis zum „UNESCO World Heritage“ ist noch weit: Erst für 2022 rechnen Experten mit der nächsten Gelegenheit, sich bewerben zu können. Eine Auszeichnung wäre dann in 10 bis 15 Jahren möglich. Aber wie schon der Bürgermeister der norditalienischen Stadt Paderno d`Adda, Renzo Rotta, während der Veranstaltung im so genannten „Brückenpark“ in einem Zelt unterhalb der Brücke betonte: „Es geht uns weniger um die Jagd nach einem Titel. Für Europa ist es absolut notwendig, dass wir gemeinsam handeln. Wir wollen Brücken bauen, und keine Mauern.“

Naherholung im Brückenpark

Der Brückenpark unten im Tal am Ufer der Wupper gelegen, lädt täglich viele Besucher zum Verweilen, Staunen und Erholen ein. Hier trifft Natur auf Technik. Hier kann man sich erholen, etwa auf Holzliegen oder bei einem Kaffee im „Haus Müngsten“, oder spielen – auf den Wiesen und direkt am Wasser. Und hinaufschauen – zu dem gewaltigen Brückenbogen, der Geschichte schrieb und noch heute an die gewaltigen Umwälzungen am Ende des 19. Jahrhunderts erinnert – als die Industrielle Revolution auch das Bergische grundlegend veränderte.

Fakten zur Brücke

  • 107 Meter Höhe Schienenoberkante über dem Wasserspiegel der Wupper
  • 465 Meter misst die Strecke zwischen den beiden Widerlagern auf beiden Seiten der Brücke
  • Baukosten 2.646.386 Mark
  • Gewicht: 4.978 Tonnen
  • Rund 950.000 Nieten sollen verbaut worden sein.
  • Die gesamt Anstrichfläche beträgt ca. 75.000 qm.

Der Brückenpark

  • Eröffnung im Frühjahr 2006
  • Ebenfalls 2006 Inbetriebnahme der „Schwebefähre“
  • 2010: Einweihung des Restaurants „Haus Müngsten“, in Trägerschaft des Vereins Lebenshilfe e.V.
  • 2011: Anbindung an den Bergischen Panorama-Radweg
  • 2012: Installation eines Tastmodells des Brückenparks für Blinde und Sehbehinderte
  • 2013: Eröffnung des „Bergischen Weges“ von Essen bis an den Rhein bei Bonn über Müngsten

Hotspots:

Zwischen dem nahe gelegenen Bahnhof Schaberg und dem Brückenpark finden sportliche BesucherInnen – Erwachsene wie Kinder – einen Spiel- und Bewegungspfad mit Kurvenrutschen, einem Kletternetz, einer Himmelsleiter und verschiedenen anderen Spielgeräten und Möglichkeiten zum Klettern.

Ein weiteres Highlight ist das „Müngstener Rätsel“, dessen Bestandteile sich im gesamten Gelände des Parkes befinden.
Ein absolutes „must“ ist die Nutzung der „Schwebefähre“ – einem Unikat, mit dem man die Wupper überqueren kann: Gegen einen Obolus von 1 € und tatkräftiger Unterstützung an der Draisine erreicht man in wenigen Minuten die andere Uferseite.
Telefonische Anmeldung/Informationen bei den Fährleuten unter +49 (0) 212 – 244 3685 oder +49 (0) 172 – 459 95 09.

Fotos: Lukas Bartels
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